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4 Billigfluglinien
Gründe für die niedrigen Ticketpreise
Effizienzsteigerungen und Leistungssenkung
Der von Billig-Airlines selbst in erster Linie genannte Grund für niedrige Ticketpreise sind Einsparmaßnahmen, die zum einen durch höhere Effizienz, zum anderen durch ein geringeres Angebot an Service und sonstigen Leistungen begründet werden. Ein Teil der Begründung ist auch tatsächlich in diesem Bereich zu finden.
So gibt es an Bord - da praktisch keine Serviceleistungen oder nur solche gegen Bezahlung angeboten werden - weniger Personal.
Die Bestuhlung ist enger.
Der Verkauf läuft über Internet oder firmeneigene Callcenter, wodurch Personalkosten, Miete und Reisebürokommissionen eingespart werden.
Das Ticketing läuft lediglich über Buchungsnummern und nicht über gedruckte Tickets, was weniger Material- und Versandkosten bedeutet.
Generell wird versucht, mit weniger Personal auszukommen.
Meist wird nur mit einem Flugzeugtyp geflogen, wodurch die Wartungs- und Sicherungscrew auch nur auf diesen Typ geschult werden muss.
Was aber wohl am meisten Einsparungen bringt - und dieser Punkt fällt sicher eher in das Kapitel "Subventionen", als dass es etwas mit Effizienzsteigerung zu tun hätte:
es werden meist Regionalflughäfen
angeflogen, bei denen die Gebühren für Start, Landung, Slots, Service und Unterhalt wesentlich günstiger sind, da diese wegen hoher Subventionen ihre Kosten zu einem großen Teil nicht erwirtschaften müssen. Außerdem stehen die Maschinen dort nicht lange am Boden (ca. 30 Minuten), was eine optimale Auslastung bringt, eine geringere Anfälligkeit für technische Defekte und kaum
Übernachtungs- und Verpflegungskosten für das Personal (Focus Online, 2003).
Subventionen
Gerade die Billigfluglinien werden von einigen Bundesländern oder Städten geradezu hofiert, in dem sie einen Flughafenausbau sowie einen Ausbau jeglicher Infrastrukturmaßnahmen subventionieren.
Beispielsweise unterstützt die öffentliche Hand die Billigflieger am Standort Köln/Bonn u.a. durch die bereits oben genannten Finanzierungshilfen beim Ausbau der Flughafen-Infrastruktur. Außerdem planen die Städte Köln und Bonn eine strategische Allianz mit der Billigfluglinie Germanwings in Bezug auf touristische Leistungen und Marketingaktionen (KStA, 2003f).
Die indirekten Subventionen vom Bund und den Ländern Hessen und Rheinland-Pfalz sind im vorangegangenen Kapitel dargestellt worden.
Zusätzlich sollte man aber auch die durch die Beteiligung des Landes Rheinland-Pfalz am Flughafen Hahn ermöglichten Vergünstigungen anführen, die Billig-Airlines wie Ryanair zu Gute kommen: verschiedene auf die Ticketpreise umgelegte Gebühren fallen somit deutlich geringer aus, z.B. Sicherheits- und Terminalgebühren, Abfertigungsentgelte für Flugzeuge und Treibstoffpreise, da die Flughafen Hahn GmbH den Treibstoffverkauf übernimmt (Landtag Rheinland-Pfalz, 1999).
In den Fällen, in denen Billig-Fluglinien schon Gewinne machen, erreichen sie das nicht über die Einnahmen durch Ticketverkauf, sondern durch anders begründete Finanztransfers:
Etwa über Anzeigenwerbung bis zu direkten Zahlungen in sechs- oder gar siebenstelliger Höhe durch Städte oder Regionen, die auf einen Wirtschaftsaufschwung durch die Flüge hoffen und deshalb den Billig- Fluggesellschaften direkt viel Geld für das Einrichten einer Verbindung zahlen (Sonntag Aktuell, 2003).
Einführungspreise und Mischkalkulation
Auch durch Effizienzsteigerungen, Leistungsverringerungen und Subventionen sind die niedrigen Ticketpreise nur zu einem Teil zu erklären.
Ein wichtiger weiterer Grund sind sicherlich Marketingstrategien.
Zum einen wird mit Mischkalkulationen gearbeitet, d.h. oft sind die günstigen Tickets nur für ein begrenztes Kontingent zu haben, während der Großteil der Passagiere letztlich ein teureres (in der Werbung natürlich nicht in den Vordergrund gestelltes) Ticket kauft.
Zum anderen handelt es sich bei vielen Angeboten um Einführungspreise, um neue Kunden zu werben. Dass nicht alle Billig-Airlines diese anfängliche "Durststrecke" überwinden werden, ist jetzt schon abzusehen.
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die von Ryanair aufgekaufte Buzz muss ab April 2003 vorerst alle Flüge streichen. Mit harten Einsparungsmaßnahmen (
Reduzierung der Flotte von 12 auf 8 Flugzeuge und des Personals von 600 auf 200 Stellen) versucht Ryanair ihre Tochterfluggesellschaft zu sanieren (taz, 2003).
In jedem Fall können die Billigflieger die ihnen entstehenden Kosten mit den gegenwärtigen Ticketpreisen nicht decken. Um überhaupt in die Gewinnzone zu kommen, müssen die Airlines durchschnittlich 80 Euro pro Flug und Passagier einnehmen (Sonntag Aktuell, 2003). Doch die Kostendeckung oder gar Gewinne spielen in vielen Fällen für die Anbieter zunächst noch keine Rolle, da sich die Anbieter, wie erwähnt, zuerst im Markt positionieren müssen.
Burimi:
Germanwatch Briefing Papier: Die Subventionierung des Flugverkehrs
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